Ein Ort der Begegnung, eine kollektive Vision, offen für alle und jede*n, ein Rahmen in dem Tanz vielstimmig (re-)präsentiert werden kann, wo Mediation durch TANZ und Vermittlung von TANZ zu einer gemeinsamen Sprache führt. Ein Gedanke, den wir in der Berliner Tanzszene vielstimmig teilen und auf unterschiedlichen Wegen Schritt für Schritt mit aufbauen.
Denn solch ein ‘innovativer und zukunftsweisender’ Ort lässt sich nicht einfach spontan über Nacht realisieren, vor allem nicht wenn das gemeinsame Ziel eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft vorsieht, sowohl lokal als auch regional, ja international. Schon von Anfang an schien der Fokus auf Inklusion und Diversität tiefgreifend zu sein und prägt somit kontinuierlich den Entstehungsprozess dieses ZENTRUMs. In den jetzigen sozialen Machtsystemen ist es äußerst wichtig, das Abhängigkeitsverhältnis neu zu untersuchen und diejenigen zu befähigen, die weniger im Rampenlicht der Gesellschaft stehen, nach vorne zu rücken und autark zu sein, sowohl individuell als auch kollektiv dezentrale Angebote zu schaffen, von und mit marginalisierten Communities. Denn je weiter am gesellschaftlichen Rand sich eine Gruppe befindet, desto weniger Macht hat sie und desto stärker ist sie gegenüber der gesellschaftlichen Mitte benachteiligt. Im Kulturbereich, vor allem in Institutionen, haben marginalisierte Akteur*Innen schlechtere Zugänge zu Förderung, Bildung und einflussreichen Positionen. Marginalisierung existiert verstärkt im hierarchischen Machtgefüge und geht einher mit Diskriminierung. Die Zukunft schreit nach Umkehrung und Transformation solcher Prozesse und Beziehungen, durch Vermittlung von Empathie und Gleichberechtigung. Dazu brauchen wir mutige junge Menschen und einen ganzheitlichen Perspektivenwechsel. Tanzvermittlung hat in dem Sinne die Kraft, nicht nur in Einzelnen, durch Bewegung, das Authentische zu wecken, sondern auch eine gewisse kollektive Empathie und ein Sinn für ‘Sharing’ in Erinnerung zu rufen.
An diesem noch imaginären Ort, wo ganz unterschiedliche Menschen, Perspektiven, Expertisen und Ideen aufeinandertreffen, entsteht schon ein Team im Kern eines partizipativen Prozesses, das sich ernsthaft und determiniert damit beschäftigt, eine Struktur aufzubauen, die all diese unterschiedlichen Visionen, Bedürfnisse und Potenziale zusammenhalten kann wie ein Spinnennetz. Gleichzeitig entwickeln sie in diesem Rahmen eine Schnittstelle ‘aller’ Tanzvermittlungsaktivitäten der Stadt, bringen unterschiedliche Zielgruppen zusammen, und realisieren neue Formate, Kooperationen und Hybridprojekte, welche die dezentrale Berliner Tanzlandschaft unterstützen sollen. Um so mehr erweist sich die Rolle dieses Teams und der erweiterten Kollaborateur*Innen darin, dass es von der Bedarfsanalyse bis zur Umsetzung die Aktivitäten der in Tanzvermittlung tätigen Akteur*innen bündelt, und fungiert zusätzlich als Mediations-, Austausch- und Entwicklungsplattform für die Szene und über diese hinweg. Die Kompetenzen dieser ‘Pioniere’ liegen im Design und Controlling von Rahmenbedingungen die es ermöglichen, stets im Blick zu behalten, inwiefern Ressourcen und Mitgestalter*Innen gleichmäßig beteiligt werden. Welche Gremien und Beiräte diesen Prozess der fairen Aufteilung und (Re-)Präsentation zusätzlich unterstützen müssen, soll in weiteren Pilotformaten erforscht und konzipiert werden, da die dezentrale Landschaft der Tanzvermittlung in Berlin ja nahezu unsichtbar und versteckt ist, was dazu führt dass eine genauere Bestandsaufnahme und Vernetzungstaktik erforderlich ist.
Wie schon in den ersten Vorstellungen dieses Ortes formuliert wurde, entstehen im laufenden Prozess erweiterte und detailliertere Gedanken zu der Vernetzung, Praxis und Forschung von Tanz in Bezug auf die Stadtgesellschaft – in Form eines physischen Ortes und als dezentral agierende Einrichtung für kulturelle Bildung im Tanz, ständig engagiert in Interaktion mit und für ein diverses Publikum. In Etappen von wiederholbaren Prototyp-Laboren und Pilot-Begegnungen wird schon, aus der Konzeptionsphase, durch Methoden der Vermittlung nacheinander ein lokales und inter-/nationales Netzwerk aufgebaut, Zusammenarbeit mit Künstler*Innen angestoßen, sowie in weiterführende Phasen Projektentwicklung und -beratung mit/von Berliner Tanzschaffenden ermöglicht und Wissenstransfer, durch multiperspektivische Forschungslabore, in Bewegung gesetzt. Die Entwicklung von inklusiven Qualitätskriterien in Bezug auf Aus- und Weiterbildung soll ermöglichen auch denjenigen Zugang zum professionellen Austausch zu verschaffen, die aus dem klassisch konservativen Raster rausfallen.
Tanzvermittlung an der Schnittstelle zur Öffentlichkeitsarbeit sowie Vermittlungsformate, eingebettet in soziale Medien, dienen nicht nur der Sichtbarmachung des Berliner Tanzes, sondern haben das Ziel, Brücken zu Gesellschaftsgruppen aufzubauen, die sich außerhalb der elitären Kunst und Kulturszene bewegen. Nur so ist es möglich, nachhaltige Perspektivenwechsel anzuleiten und für eine neue zeitgenössische Form der Gemeinschaftskultur zu kämpfen, vor allem in einer Gegenwart geprägt von Wettbewerb und Egozentrismus.